Die Schmahl-Orgel von 1751/53 bis 1906
Am 6. August 1751 brachte der Langenauer Amtmann folgendes zu Protokoll:
Es befindet sich die Orgel in allhiesiger Obern Kirche schon seit vielen Jahren her in einem schlechten Stande und ob man schon immerdar an denen nöthigsten Orthen eine Reparation vornehmen und bald da und dorten das Verbrochene wieder flicken lassen so ware jedoch dieses alles von keiner Dauer, sondern das Werck wurde immerzu schlechter, so daß alle anwendenden Kosten zuletzt vergebens zu seyn schienen.
Dahero zog man vor Gericht allhier, alle diese Umstände in genauer Erwägung, und faßte hierauf den einmüthigen Schluß, statt dieser alten baufälligen Orgel nicht nur ein neues Werk verferttigen, sondern auch zur Bestreitung der Unkosten von der Gemeind eine Steuer nach der 3. Claß einziehen zu lassen, zu dem Ende den erforderlichen Consens von der Herrschaft zu bitten. [
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Der Orgelmacher Schmahl, mit dem nachero das Werck veraccordirt wurde, ist nun würdig an der neuen Arbeit begriffen und wird er nach dem Accord bis künftig Ostern alles in Stand zu stellen trachten [
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Der Orgelneubau des Ulmer Orgelmachers GEORG FRIEDRICH SCHMAHL für die Martinskirche zog sich von 1751 bis 1753 hin. Seine erhaltene Rechnung ist auf den 22. September 1753 datiert:
Daß ich hier Unter setzter vor die in die Lange-
nauische obere Kirche neu verfertigte Orgel
mit 16 Registern, die davor ver accordirte Summe
von _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ __ _ _ _ _ _ 1100 fl
ingleichen _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _50 fl
welche mir vor meiner Zehrungs kosten zu
Langenau zu geben ver sprochen worden
also in Summa_ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ 1150 fl.
Page Elf hundert und fünfzig Gulden
von der Langenauischen Obre Heilge Pfleg
richtig und wohl außbezahleter erhalten
habe. Sind hirdurch bestens beurkundet
Langenau, d 22 September 1753.
Georg Friederich Schmahl
Orgelmacher in Ulm
Der Ausgabebeleg der Heiligenpflege nennt die Auszahlung der 1150 Gulden an SCHMAHL und erwähnt, dass er noch die alte Orgel accordmäßig ohnentgeltl. zu Händen genommen habe.
GEORG FRIEDRICH SCHMAHL baute ein Instrument mit 16 Registern, die er auf ein Manual und das Pedalwerk verteilte. Die Orgel selbst kam auf der zweiten oberen Orgelempore der Kirche zu stehen.
Die Disposition der Orgel ist leider nicht überliefert, jedoch konnte auf Grund von nachweislich vorhandenen Registern, der bekannten Gesamtregisterzahl, sowie den vorhandenen Dispositionen von Schwesterinstrumenten eine recht zuverlässige Disposition rekonstruiert werden:
Eine bis heute erhaltene Inschrift im Gehäuse deutet auf eine Reinigung des Instrumentes durch die Göppinger Werkstätte SCHÄFER hin:
"ausgereinigt und gestimmt
Anno 1837 d. 25.sten May
von
J. H. Schaefer
Orgelbauer aus
Göppingen"
Vom 28. November 1858 ist ein Gutachten über die Orgel von Orgelrevident und Münsterorganist JOHANN FRIEDRICH DIEFFENBACHER erhalten, in welchem er der Orgel eine schlechte Beschaffenheit bescheinigte und das Instrument nicht mehr genügend Kraft und Fülle aufweisen könne.
Vermutlich führten daraufhin die GEBRÜDER LINK, die seit 1851 eine Orgelbauwerkstätte im nahen Giengen gegründet hatten, im Frühjahr 1859 eine Reparatur des Instrumentes durch.
Am 31. Januar 1905 untersuchten die GEBRÜDER LINK die Orgel und stellten verwurmte Holzteile und Holzpfeifen, schlecht gemachte Zinnpfeifen, kaputte Mechanikteile, Schleifladen ältester Konstruktion und 4 schwerfällige Faltenbälge fest. Es sollte uns sehr freuen, wenn der verehrl. Kirchengemeinderat Langenau bald den Entschluß fassen wird, eine der schönen und geräumigen Kirche würdige Orgel erstellen zu lassen.
Orgelrevident und Münsterorganist JOHANNES GRAF schrieb am 3. Februar 1905 ein Gutachten über die bestehende Orgel und stellte fest, dass die Anschaffung eines neuen Werkes eine dringende Notwendigkeit ist.
Die GEBRÜDER LINK erstellten daraufhin am 2. September 1905 eine Disposition und Kostenberechnung über eine neue Orgel mit 31 Registern für die evang. Stadtkirche zu Langenau. Am 3. November 1905 unterzeichneten die Kirchengemeinde und die GEBRÜDER LINK den Vertrag zum Orgelneubau.
Im August und September des Jahres 1906 wurde die Orgel von GEORG FRIEDRICH SCHMAHL in der Langenauer Martinskirche samt der dazu gehörenden Orgelempore abgebrochen.
Der Ulmer Orgelmacher Georg Friedrich Schmahl
GEORG FRIEDRICH SCHMAHL wurde am 15. November 1700 in Heilbronn als Sohn des dortigen Stadtorgelmachers JOHANN MICHAEL SCHMAHL geboren. Nach seinen Brüdern GEORG CHRISTOPH und JOHANN FRIEDRICH erlernte er als dritter Sohn den Beruf des Orgelmachers in der väterlichen Werkstatt.
Schon sein Vater und seine älteren Brüder arbeiteten im ganzen Herzogtum Württemberg und verbreiteten den guten Ruf der Orgelmacherfamilie.
So kam es, dass GEORG FRIEDRICH SCHMAHL vermutlich ab 1725 mit dem Ulmer Stadtorgelmacher CHRYSOSTOMUS BAUR zusammentraf, als Geselle bei ihm arbeitete und nach dessen Tod im Jahre 1730 zum reichsstädtischen Orgelmacher in Ulm berufen wurde.
Als seine erste Arbeit war er, wie schon sein Vorgänger, mit dem Umbau der Orgel des Münsters beschäftigt, die allerdings schlussendlich dem Umfang eines Neubaus nahe kam. SCHMAHL schuf ein Werk mit 45 Registern auf drei Manualen, welches nach dem Instrument JOSEF GABLERS in der Reichsabtei Ochsenhausen die für die damalige Zeit zweitgrößte Orgel im süddeutschen Raum darstellte.
Ab 1730 bis zu seinem Tod am 26. August 1773 erstellte er hauptsächlich in Ulm und dem dazugehörigen reichsstädtischen Territorium, aber auch im Herzogtum Württemberg rund 45 Orgeln.